Braunschweiger Ultras treffen sich nicht mehr hinterm Stadion

Die Ultrà-Szene – BTSV Eintracht 1895 hat im Jahr 2021 noch kein Spiel von Eintracht Braunschweig im Stadion verfolgt. Trotzdem reisten die Braunschweiger Ultras häufig zu den Heim- und Auswärtsspielen an, positionierten sich hinter dem Stadion und bauten dort Pavillons sowie Fernseher auf.

So verfolgten die Ultras größtenteils die Eintracht Braunschweig-Spiele. Doch bei den letzten Drittligaspielen dieser Saison wird es keine Ansammlungen der Ultras mehr hinter den Stadien geben. Dies teilte die Ultrà-Szene – BTSV Eintracht 1895 am gestrigen Samstag mit. 

Ultras von Eintracht Braunschweig hinter einem Stadionzaun.
Ultras von Eintracht Braunschweig hinter einem Stadionzaun. Bild: bs1895.de

„Seid gegrüßt Löwen, mit den folgenden Worten mochten wir Euch an unseren Gedanken teilhaben lassen und Euch über unsere Beweggründe zu unserem Auftreten seit dem Beginn der Pandemie aufklären. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen, vor allem aber wegen der erneuten Zuspitzung der Corona-Warnstufe und den daraus resultierenden Einschränkungen werden wir nunmehr schweren Herzens erneut auch dem Bereich vor dem Stadion fernbleiben und kein gemeinsames Zusammenkommen auf der Rheingoldstraße oder vor den Stadien dieser Republik mehr organisieren. Zwar gehört auch das Überschreiten gewisser Regeln zu einem Wesenskern unserer Bewegung, allerdings sehen wir aktuell schlichtweg keinen Sinn darin, gegen massiv zu erwartende Widerstände unsere Pavillons und Fernseher zu verteidigen. Die ganze Situation rund um Corona stellt auch uns vor große Hürden und die omnipräsenten Diskussionen über das richtige Vorgehen zerren auch an unseren Kräften und Nerven. Woche für Woche haben wir die aktuelle Situation neu bewertet und versucht, eine für uns vertretbare Lösung zu finden. Dabei war es uns stets wichtig, den Zusammenhalt innerhalb der Ultrà-Szene trotz diverser unterschiedlicher Gruppen mit kontroversen Sichtweisen nicht zu gefährden und weiterhin geeint nach außen hin aufzutreten. Wenn sich politische Entscheidungsträger seit 1,5 Jahren uneinig über die Bewertung der Lage sind, ist es nicht verwunderlich, dass eine heterogene Gemeinschaft wie unsere Szene ebenfalls kein Patentrezept zur Lösung des Problems zur Hand hat. Die Faszination Fußball basiert für uns auch immer auf der Vielseitigkeit all der Charaktere, die ihr Herz an Eintracht Braunschweig verloren haben. Dazu gehören Alt und Jung, Schwiegermutters Lieblinge und Asis. Sozis und Baustellen-Klopper - ein blau-gelbes Sammelsurium. Durch all unsere unterschiedlichen Hintergründe und Sichtweisen fällt auch ein Vorgehen während Corona nicht leicht. Der eine bewertet die gesundheitlichen Gefahren, andere haben Sorge, dass ihr Geschäft krachen geht und wiederum andere sorgen sich, dass die autoritären Maßnahmen Corona überdauern. Jede dieser Sichtweisen hat ihre Daseinsberechtigung und findet Gehör, was einen Konsens fast unmöglich macht. Der Wert unserer Gemeinschaft wurde vor allem auch durch Corona ersichtlich. Während sich Familien und Freundeskreise an der Frage spalten, ob denn nun die Ungeimpften, ‚die da oben/unten‘, Reiserückkehrer, Party machende Jugendliche (uvm.) an der aktuellen Situation Schuld sind, schaffen wir es aktuell, die Verurteilung von Meinungen größtenteils aus unseren Reihen herauszuhalten. Der Respekt vor der gegensätzlichen Meinung scheint der einzige gemein same Nenner zu sein. Dieser Umstand hat uns auch dazu bewogen, diese Saison noch kein Spiel unserer Eintracht organisiert im Stadion zu verfolgen, weil sich die Rahmenbedingungen einfach noch nicht richtig angefühlt haben. Wir lechzen nach Fußball, wir lechzen nach dem Stadionerlebnis und all dem Drumherum, das uns vor Jahren in den Bann gezogen hat. Aber die aktuellen Bedingungen lassen uns keinen gemeinsamen Nenner finden, ohne dass unsere Gemeinschaft tiefe Gräben erhält. Wir wollen uns an dieser gesellschaftlichen Spaltung nicht beteiligen, denn sie ist gefährlich. Wir wollen nicht über jedes Stöckchen springen, das uns hingehalten wird. Genauso wenig wollen wir Zustände akzeptieren, die vor 1,5 Jahren völlig indiskutabel gewesen wären. Zusammenhalt und eine gelebte Gemeinschaft sind für uns Werte, die wir als Philosophie unserer Kurve verstehen - davon abzuweichen, wäre ein Bruch mit unseren Idealen. Aus diesem Grund warten wir mit ungewissem Ausgang ab, aber dafür fühlt es sich für uns ehrlich an. 2017 hatten wir über 200 Stadionverbote, die Zukunft war ebenfalls ungewiss und trotzdem konnten wir in dieser Zeit noch enger zusammenwachsen und kamen noch stärker zurück. Wohin die Reise dieses Mal führen wird, wissen wir nicht, aber wir sind uns sicher, dass wir auch dieses Mal gereift und gestärkt aus der Situation herausgehen werden“, so die Stellungnahme der Ultrà-Szene – BTSV Eintracht 1895. (Faszination Fankurve, 05.12.2021)

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