„Wir werden Kay Seidemann im FCC-Trikot nicht akzeptieren“

Der FC Carl Zeiss Jena hat Kay Seidemann vom Rivalen FC Rot-Weiß Erfurt verpflichtet. Weil der Spieler zu Zeiten im RWE-Trikot seine Abneigung gegenüber dem FCC zum Ausdruck brachte, sorgte der Transfer für Unmut in der Fanszene in Jena. Die Horda Azzuro hat zur Verpflichtung ausführlich Stellung genommen.

Die FCC-Ultras erzählen, wann sie von den Transferplänen erfuhren und wie sie darauf reagierten. Laut der Darstellung der Horda Azzuro wurde das Gespräch zwischen Ultras und FCC-Sportdirektor Stefan Böger in der Presse falsch dargestellt worden. Zu keinem Zeitpunkt sei dem Sportdirektor der Transfer verboten worden.

Zum in der Nähe des Ernst-Abbe-Sportfeldes angebrachten „Seidemann verpiss dich“-Schriftzuges äußerten sich die FCC-Ultras ebenfalls und zeigen Unverständnis.

Kay Seidemann selbst erklärte bei seiner Vorstellung beim FC Carl Zeiss Jena: „Ich weiß, dass ich von Teilen der FCC-Fans sehr kritisch gesehen werde. Damit habe ich mich in den letzten Tagen auseinandergesetzt. Ich kann das auch nachvollziehen und respektiere das natürlich. Aber ich möchte dennoch den Schritt nach Jena wagen und hoffe, allein über mein Engagement für die Mannschaft und die Leistungen auf dem Platz beurteilt zu werden. Ich werde jedenfalls alles dafür tun, wichtiger Teil meiner neuen Mannschaft zu werden.“ (Faszination Fankurve, 01.07.2024)

Botschaft gegen Kay Seidemann in der Nähe des Ernst-Abbe-Sportfeldes in Jena.
Botschaft gegen Kay Seidemann in der Nähe des Ernst-Abbe-Sportfeldes in Jena. Bild: horda-azzuro.de

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme der Horda Azzuro:

KEIN SPIELER FÜR DAS FCC-TRIKOT!

In den vergangenen Tagen wurde viel geschrieben und geredet, noch viel mehr leider falsch dargestellt. An dieser Stelle melden wir uns nun zu Wort.

Mit dem Wecker klingeln kursieren bereits Presse-Links in der Fanszene: Kay Seidemann, seines Zeichens Spieler des FC Rot-Weiß Erfurt, soll vom FC Carl Zeiss unter Vertrag genommen werden.

Ein Mitglied unserer Gruppe, welches im Verlauf des Vormittags ohnehin im Stadiongelände zugegen war, nahm die Berichterstattung zum Anlass, um auf der Geschäftsstelle die Korrektheit zu erfragen. An der Stelle sollte es kein Geheimnis sein, dass es zum Alltag gehört, dass Mitstreitende der Fanszene mehrmals wöchentlich im Stadion und auf der Geschäftsstelle zugegen sind, um im Rahmen von Arbeitsgruppen, Arbeitseinsätzen, Gesprächsrunden, Gremientätigkeiten, Spendenabrechnungen und Ähnlichem als Mitglieder unseres Vereins zu wirken.

An besagtem Vormittag kam es zu verschiedenen Gesprächen mit Mitarbeitenden der Geschäftsstelle. Gezielt gesucht wurde der Austausch mit dem persönlich bekannten Stefan Böger, um den bestehenden Draht für eine ehrliche Einschätzung der Situation zu nutzen. Leider ist dieses Gespräch im Nachgang öffentlich völlig falsch dargestellt worden. Korrekt ist, dass Stefan Böger verschiedene Quellen offenbart wurden, welche einen Transfer von Seidemann an die Saale in ein potentielles Problem übersetzen. Zu keinem Zeitpunkt wurde Stefan Böger – aus welcher vermeintlichen Rolle auch immer – ein Transfer „verboten“. Des Weiteren herrschte durchgängig eine ruhige Atmosphäre, weit weg von Bedrohungen oder Einschüchterungen.

Offensichtlich wird an dieser Stelle versucht, eine vermeintlich überzogene Methodik zu konstruieren, um die damit verbundene fair und ehrlich vorgetragene Botschaft direkt mit ins Abseits zu stellen. Bleibt die Frage, wer einen schlechten Stil beweist?

Warum sollte Kay Seidemann nicht das FCC-Trikot tragen?

Man kann sich der Angelegenheit aus verschiedenen Blickwinkeln nähern. Dabei ist die Sache eigentlich ganz einfach: Welcher Arbeitgeber stellt einen Arbeitnehmer ein, der zuvor die eigene Organisation diffamiert hat? Was auf dem freien Arbeitsmarkt nicht passiert, tun wir uns als FCC jedoch an? Dabei sollten die Maßgaben und Filter in einem Fussballclub, so professionell und hochklassig er auch auftreten mag, doch noch deutlich klarer sein als in der auf Ausbeutung ausgelegten Wirtschaft. Moralische Vorstellungen und ein gewisser Wertekompass, ein Blick auf den eigenen Stolz und eine spürbare Unantastbarkeit sollten unseren FC Carl Zeiss ausmachen. Sind wir wirklich mehr als Fußball? Oder am Ende sogar noch nicht mal das?

Es ist die Aufgabe der Verantwortlichen im sportlichen Bereich – hier sind in erster Linie Stefan Böger und Henning Bürger zu nennen – den bestmöglichen Kader im engen Korsett der wirtschaftlichen Möglichkeiten aufzustellen. Der Erfolg ist das Ziel dieser Arbeit, was jedes Mitglied und jeder Anhänger unterschreibt. Die Frage ist allerdings: zu welchem Preis? Ein Club, welcher gerade mit aller Macht darum kämpft, finanziell zu gesunden (und in diesem Rahmen viele gute Entscheidungen trifft) und unzählige Altlasten versucht abzubauen, soll sich jetzt derart herablassen? Wo ist der Stolz, die Souveränität und der Anspruch der Nummer 1 geblieben?

Ganz unabhängig davon ist überdies fraglich, ob der Konflikt überhaupt sinnvoll ist, diskutieren wir doch über einen deutlich zurückgefallenen Spieler der schlechtesten Rückrunden-Mannschaft der vergangenen Saison. Jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient. Natürlich, gern. Zum Glück für Kay Seidemann gibt es noch andere Clubs, welche ihn gern in der 75. Minute einwechseln werden.

Wer Verantwortung in einem 121 Jahre alten Verein übertragen bekommt, der muss zwingend gesamtheitlich denken. Der sportliche Bereich ist mit allen anderen Facetten des Clubs eng verbunden. Entscheidungen mit Scheuklappen sind gefährlich, auch wenn sich Vieles dem sportlichen Erfolg unterordnen muss. Konkret heißt das im Rahmen von Scouting und Transfers, potentielle Neuzugänge auch auf ihre moralische und charakterliche Eignung zu prüfen. Welchen Wert besitzt ansonsten die Floskel „…Spieler xy passt super in die Mannschaft!“? Enttarnt sich an dieser Stelle der Profifußball oder ist es mit ein wenig Recherche und Beratung nicht doch möglich, gewisse Unvereinbarkeiten ausfindig zu machen? Exakt in diesem Punkt wäre das aktuelle Dilemma in Gänze vermeidbar gewesen.

Aufarbeitung

Nach dem Wochenende, welches von wilden Gerüchten über die vermeintlichen Vorkommnisse an besagtem Freitag geprägt war, bekam die Posse in Form eines Zeitungsartikels in der OTZ ein neues Kapitel. In diesem konstruiert Henning Bürger ein völlig weltfremdes Szenario, in dem er der Öffentlichkeit erklären will, dass die Spieler von einem „Seidemann verpiss dich“-Schriftzug in der Nähe des Stadions „geschockt“ seien und „fürchten, dass auch ihr Name dort stehen könnte, sobald sie in den Fokus der Ultras geraten“. Obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits ein Termin für eine versuchte Aussprache angesetzt war, wählte man hier den Weg über die Öffentlichkeit, um mit Unwahrheiten eine irrtümliche Deutungshoheit über den Sachverhalt zu erlangen. Es sei an der Stelle angemerkt, dass es sich – bis auf die drei Neuzugänge – um das Team handelt, welches in der zurückliegenden Saison ein gutes, ehrliches und nahes Verhältnis zur Kurve hatte, wie zumeist in den Jahren zuvor. Ein weiteres Mal die Frage, wer einen schlechten Stil beweist? Henning Bürger in der jüngeren Vergangenheit nicht zum ersten Mal. Aus unserer Sicht gibt es keinen Grund dafür, die Rückendeckung für das junge Team einzustellen – ganz im Gegenteil. Alles Weitere in Bezug auf die Jungs werden wir auf direktem Wege kommunizieren. Wir stehen ohne Wenn und Aber für den Fortgang des gemeinsamen Weges, welchen wir auch offensiv verteidigen.

Bevor weitere Missverständnisse im Raum stehen, machen wir an dieser Stelle gern zum wiederholten Mal deutlich, dass sich weder die Ultras-Gruppen der Kurve noch die Kurve in Summe als „allein der Verein“ definieren noch an Störungen der Selbstwahrnehmung leiden. Aber wir bedienen gern die Vorurteile derer, welche nicht in der Lage sind, uns anzusprechen, anzurufen oder anzuschreiben. Für alle Anderen gilt: kommt auf uns zu!

Uns ist wichtig, den Verein vor in seltenen Fällen kurzsichtigen und bisweilen fatalen Entscheidungen seiner Angestellten zu schützen. Für uns sind alle Mitstreitenden fehlbar. Wir, die Spieler, Verwaltung und Funktionäre. Fehler oder nahende Fehlentscheidungen gehören auf den Tisch. Die Vergangenheit lehrt uns, dass Wegschauen und blinde Akzeptanz in nachhaltig wirkenden Missständen enden können. Oberflächliche Gefolgschaft ist mit uns nicht zu machen.

Konsequenz

Wir appellieren kein weiteres Mal an die Funktionsträger, vom Seidemann-Transfer Abstand zu nehmen. Es ist alles gesagt. Die Argumente liegen auf dem Tisch. Die letzten Tage haben bewiesen, wo wir stehen und welche unterschiedlichen Definitionen es von Wahrnehmung und Wahrheit gibt. Wir werden Kay Seidemann im FCC-Trikot nicht akzeptieren.

Horda Azzuro Ultras, 20.06.2024
 

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