FC Hansa Rostock verhängt komplettes Choreografie-Verbot im Ostseestadion

Der FC Hansa Rostock hat die Vorfälle bei den Heimspielgen gegen den FC St. Pauli und den FC Schalke 04 sowie des Auswärtsspiels beim SC Paderborn aufgearbeitet. Der Zweitligist veröffentlichte ein Positionsschreiben und gab darin erste Sofort-Maßnahmen sowie weitere geplante Maßnahmen öffentlich bekannt.

FC Hansa-Fans sorgten in Paderborn für Spielunterbrechungen und Sachbeschädigungen. Außerdem kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei.
FC Hansa-Fans sorgten in Paderborn für Spielunterbrechungen und Sachbeschädigungen. Außerdem kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Bild: DWIDSwoch

Reaktion auf Vorfälle in Paderborn:

Zum Auswärtsspiel beim SC Paderborn meldete sich der Verein bereits ausführlich zu Wort und erklärte nun nochmal: „Die blinde und völlig sinnlose Zerstörungswut, die Gewalt gegenüber Menschen und der unkontrollierte Einsatz von pyrotechnischen Erzeugnissen sind durch nichts zu entschuldigen. Die Aufarbeitung der Geschehnisse hat noch am Spieltag begonnen, ist aber noch nicht abgeschlossen. Der F.C. Hansa Rostock steht im intensiven Austausch mit dem SC Paderborn.“

Als Reaktion auf die Vorfälle in Paderborn sprach der FC Hansa ein komplettes Choreografie-Verbot im Ostseestadion aus, das bis Ende März 2024 gelten soll. „Der F.C. Hansa behält sich vor, diese Frist bei weiteren Vorfällen zu verlängern“, beschreibt der Verein die Möglichkeit der Ausweitung dieser Sanktion.

Mindestens bei den Auswärtsspielen bei Hannover 96, dem VfL Osnabrück und dem FC St. Pauli will der FC Hansa Rostock Tickets für die dortigen Gästeblöcke vorerst nur an Vereinsmitglieder abgeben. Jedes Mitglied erhält dabei maximal ein Ticket. Außerdem fragte Hansa Rostock nach Personalien bei der Polizei an. An den Vorfällen in Paderborn beteiligte Fans sollen demnach folgende Sanktionen erhalten: „Ein Stadionverbot von mindestens 3 Jahren - dies entspricht der Maximalstrafe bei Ersttätern“, „Umlage des finanziell entstandenen Schadens bei einer zu erwartenden DFB-Strafe“ und „sofortiger Vereinsausschluss bzw. bei Nicht-Mitgliedschaft wird das Anrecht auf eine Vereinsmitgliedschaft beim F.C. Hansa Rostock verwehrt“. Den Sachschaden in Paderborn schätzt der Verein aktuell auf 50.000 Euro.

„Der F.C. Hansa Rostock distanziert sich in aller Schärfe von Gewalttätern und wird alles Mögliche unternehmen, solche Personen nachhaltig aus dem Stadion und aus dem Verein auszuschließen. Personen, die ihre kriminellen Handlungen über das Wohl des Vereins stellen, werden beim F.C. Hansa Rostock nicht geduldet und auch nicht geschützt. Der Verein wird nicht zulassen, dass Personen unter dem Deckmantel des Vereins ihr Handeln über etwas viel Größeres stellen – nämlich über den F.C. Hansa Rostock! Der F.C. Hansa Rostock wird nicht zulassen, dass Personen mit ihren inakzeptablen, unentschuldbaren und nicht nachvollziehbaren Handlungen alles einreißen, was Mitglieder, Fans, Partner, Mitarbeiter, Mannschaft und Vereinsgremien in den vergangenen Jahren mühevoll und mit viel Kraftanstrengung aufgebaut haben. Für diese Personen wird im Ostseestadion und vor allem im Verein kein Platz sein! Jegliche Toleranzgrenzen sind unverzeihlich überschritten worden und für all jene, die den Verein so erheblichen Schaden zugefügt haben, ist jegliches Recht sich mit dem Namen F.C. Hansa Rostock zu schmücken, verwirkt“, so das Statement des FC Hansa Rostock weiter.

Reaktion auf Vorfälle gegen St. Pauli:

Beim Heimspiel gegen den FC St. Pauli kritisiert der Verein vor allem Steinwürfe außerhalb des Stadions und erklärte dazu: „Aus einer Gruppe von mehreren Personen heraus, die als Fans des F.C. Hansa identifiziert wurden, gab es Steinwürfe auf Einsatzfahrzeuge der Polizei. Bei diesen Steinwürfen wurde auch das Fahrzeug einer Familie getroffen, in dem sich mehrere Personen befanden - darunter zwei Kinder. Durch die Steinwürfe wurde eine Auto-Scheibe zerstört und die Kinder durch Scherben verletzt. Der F.C. Hansa hat unmittelbar nach Kenntnis dieses Vorfalls Kontakt zur betroffenen Familie aufgenommen und umgehend signalisiert, den finanziellen Schaden am Auto zu begleichen - was bereits erfolgt ist. Darüber hinaus wurde eine weitere Wiedergutmachung vereinbart, die allerdings in Absprache mit der betroffenen Familie, nicht öffentlich gemacht wird.“

Wegen der Choreografie von Plattenbau Rostock habe der Verein ein Fan-Forum organisiert, bei dem die Gruppe ihre Aktion erklärte und es zu Diskussionen gekommen sei. Der FC Hansa kritisiert bei der Choreografie, die u.a. das Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen zeigte, die dabei verwendete Pyrotechnik: „Insbesondere die dabei eingesetzte Pyrotechnik -die durch den Verein nicht genehmigt war- sorgte für Interpretationen, dass mit der Choreo die menschenverachtenden, ausländerfeindlichen Ereignisse von 1992 verherrlicht werden sollten. Der F.C. Hansa Rostock möchte nochmals ausdrücklich betonen, dass jegliche Form von Rassismus, Diskriminierung, Fremdenhass, Antisemitismus und Gewalt keinen Platz im Verein haben und ganz klar und grundlegend abgelehnt werden.“

FC Hansa-Fans sorgten in Paderborn für Spielunterbrechungen und Sachbeschädigungen. Außerdem kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei. Bild: DWIDSwoch

Reaktion auf Vorfälle gegen Schalke:

Wegen der Vorfälle beim Heimspiel gegen den FC Schalke 04 nimmt der FC Hansa Rostock Umbaumaßnahmen am Ostseestadion vor. Diese zielen vor allem darauf ab, die Fanlager im Gästeblock und der angrenzenden Südtribüne noch stärker voneinander zu trennen. Insgesamt hat der Verein hierzu elf Baumaßnahmen angekündigt.

11 Baumaßnahmen an Gästeblock & Südtribüne:

1. Die äußere Umfriedung erhält weitere Sicht- und Schutzwände. Diese sollen vor möglichem Bewurf und Beschuss durch Pyrotechnik schützen sowie das Übersteigen in andere Tribünenbereiche verhindern.

2. Auf dem Parkplatz hinter der Süd-Tribüne wird im Bereich zum Gästeblock eine weitere Zauntrennung installiert und damit die bisher mit sogenannten „Hamburger Gittern“ mobile Zaunlösung ersetzt. Die festinstallierte Anlage wird eine deutlich erhöhte Widerstandsfähigkeit bei möglichen Problemlagen bringen.

3. Zwischen der Süd-Tribüne und dem Gästebereich wird es eine weitere, festverankerte - an markanten Stellen bis zu 4 Meter hohe - Zauntrennung geben. Dieser Zaun wird zudem mit „Lochblech“ verkleidet, um ein Übersteigen zu verhindern und die Sichtbeziehungen unter den Fanlagern einzugrenzen.

4. Es wird ein weiteres und somit dann drittes Fangnetz zwischen der Süd-Tribüne und dem Gästebereich installiert. Damit soll das Überklettern des ersten Trennzaunes im Block 22/22A erheblich erschwert und zudem ein effektiverer Schutz bei gegenseitigem Pyrobeschuss geschaffen werden.

5. In diesem Zusammenhang werden im Bereich des Hauptfangnetzes weitere Blechvorrichtungen zur Dachkonstruktion hin angebracht. Diese sollen ein „Überschießen“ der Fangnetze verhindern.

6. Der bisherige Trenn-Überschritt zwischen Süd-Tribüne und Gästebereich wird um ca. 50 cm erhöht, um Übertretungen zu verunmöglichen. Außerdem wird die bisherige bauliche Anlage in Richtung Innenraum erweitert.

7. In den Pufferbereichen werden für den Ordnungsdienst und die Einsatzkräfte der Polizei Verbesserungen im Bereich der Trittstufen vorgenommen. Diese sollen verbreitert werden, um die Beweglichkeit der Einsatzkräfte in diesem Bereich zu erhöhen.

8. Es werden Vorkehrungen und Fixpunkte verankert, durch die Polizei- und Ordnungsdienstkräfte zukünftig über den Stadioninnenraum in den Pufferbereich gelangen können. Damit ist ein deutlich schnellerer Zugriff möglich und eine Verringerung der Einsatzkräfteforderung bei der Zuführung.

9. Die Sektorenbereiche im Bereich der Promenade, die bisher die Süd-Tribüne und den Gästebereich trennen, werden präventiv durch ein zweites massives Rolltor verstärkt. Noch ist es in diesem Bereich zwar zu keinen erweiterten Durchbruchsversuchen gekommen, mit dieser Maßnahme soll aber möglichen Handlungsversuchen bereits vorgebeugt werden. Das vorhandene Rolltor wird zusätzlich massiv durch weitere Stahlträger verstärkt.

10. Im Wirtschaftsbereich unterhalb der Süd-Tribüne, in dem Fahrzeuge und Material gelagert werden, wird geprüft, ob und wie die vorhandenen Zaunanlagen verstärkt werden können.

11. Zusätzlich wird die Sicherheitsinfrastruktur zwischen der Ost-Tribüne und dem Gästeblock angepasst. Hier werden diverse Schutzbleche und Sichtschutzvorrichtungen angebracht, um Zuschauer auf beiden Seiten zu schützen.

(Faszination Fankurve, 21.12.2023)

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